Eine Kunst-Intervention im öffentlichen Raum | Limmatquai 2009-2015 | Jan Morgenthaler, Barbara Roth, Martin Senn, Fariba Sepehrnia

Medienkonferenz, 4. November 2009 - Archäologie

Der Hafenpoller ist auf den ersten Blick ein Zeuge für die Bedeutung des Wasserweges für Zürich. Die Lage an einem Knotenpunkt von Land- und Wasserweg war in vorchristlicher Zeit für die Wahl des Siedlungsstandortes entscheidend und ein Katalysator für die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt, die an einer wichtigen Süd-Nord-Verbindung zwischen Oberitalien, den Bündner Pässen und dem Hochrhein lag. 

Vor dem Bau der Quais prägte der Lauf der Limmat das Stadtbild auch optisch stark durch die Breite und die natürlichen Buchten, die als Schiffsanlegestellen genutzt werden konnten. Wie die Schifflände wurde auch der Weinplatz, in dessen Bucht in römischer Zeit Schiffe anlegten, erst nachträglich durch Aufschüttungen dem Wasser abgewonnen.

Die Bedeutung des Limmatraumes für die Stadt spiegelt sich auch in seiner städtebaulichen Funktion wider. Vergleichbar mit einem grossen, zentralen Platz wird er gesäumt von den wichtigen öffentlichen Gebäuden, dem Rat- und später auch dem Stadthaus, den Zunfthäusern, der Wasserkirche, der Fraumünsterkirche und des Grossmünsters. Hausfassaden und Gassenfluchten sind auf die "Piazza" ausgerichtet, selbstverständlich fand auch der wichtigste Markt auf der Gemüsebrücke in der Stadtmitte statt. Als Ort des sozialen Austauschs war der Limmatraum Schauplatz von Geselligkeit und sportlichen Aktivitäten. 

Die Hafenanlagen im Stadtgebiet waren von überschaubarer Grösse, die historischen Lastschiffe des Zürichsees sind mit Längen meist zwischen 10 und 25 Metern mit Hochseeschiffen natürlich nicht zu vergleichen. Vor einigen Jahren kamen in einem  Kanalisationsgraben vor dem Zunfthaus zur Zimmerleuten am Limmatquai mehrere Eisenringe zum Vorschein. Sie waren im 16. Jahrhundert in die damalige Ufermauer zum Festmachen von Schiffen eingelassen worden. Trotz ihrem Durchmesser von immerhin 15 Zentimetern reichen sie nicht entfernt an die Massivität des jetzt aufgetauchten Pollers heran.